Occupy Hong Kong

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deviation.jpgIn einer solchen Zeit hier sein und die Ereignisse lediglich am Fernsehen verfolgen – das halte ich nicht aus.
Wir beschliessen, uns selbst ein Bild von der „besetzten“ Gegend im Regierungsviertel zu machen.
Die Strassen sind von der Polizei sehr weiträumig abgesperrt, übertrieben weiträumig, wie mir scheint. Die Barrikaden lassen sich ohne Probleme passieren, die dort präsenten Studierenden helfen den älteren Leuten (wie mir) über die Abschrankungen, die Stimmung ist friedlich, die Transparente fantasievoll.

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Die Demonstrierenden erklären ihre Ziele und freuen sich sehr, als wir uns auch ein gelbes Band anstecken. Ein bisschen Open-Air-Atmosphäre, nur sauberer, die WC werden ständig geputzt, Abfälle eingesammelt. Alles ist gut organisiert, Wasservorräte, ein Ersthilfe-Zelt.
Für unsere Augen ungewöhnlich, dass in einer solche Situation viele am Lernen sind, mit ihren Büchern am Boden sitzen.
Auch eine Bibliothek ist vorhaden (vgl. Tweets links)
Polizei ist nirgends zu sehen. Ich befürchte, dass hier bewusst ein Vakuum für die Triaden gelassen wird, gegen die die Studierenden keine Chance hätten. Die Befürchtung wird auf Twitter von vielen geteilt. Ich erlebe das erste Mal so hautnah, wie Social Media zwar sehr schnell Neuigkeiten verbreiten, aber auch ein Einfallstor für Gerüchte aller Art sind. Auch hier sind alle ständig mit ihren Smartphones beschäftigt.
Samstagabend wächst die Menschenmenge nochmals an. Weil fast alle frei haben, kommt es nochmals zu grossen Kundgebungen. Am Fernsehen erklären aber viele, sie müssten am Montag zur Schule, arbeiten oder studieren gehen, sie könnten dann höchstens nach Feierabend an der Besetzung teilnehmen. Andere erklären sich entschlossen, auszuharren.

Am Sonntagabend, 5. Oktober geben die Demonstrierenden dann einige Plätze wieder frei. Regierungschef CY Leung hat ultimativ die Räumung gefordert und man möchte Blutvergiessen vermeiden. Z.T. wird in den Social Media von einem Tiananmen-Trauma gesprochen. Das Massaker ist hier präsent, obwohl die meisten Demonstrierenden damals noch nicht geboren waren. Die Jahrestage werden jedes Jahr begangen. Viele Schülerinnen und Schüler und Studierende gehen erschöpft nach Hause, andere harren aus. Am Montagmorgen können die Regierungsangestellten ungestört in ihre Büros, einige Strassen bleiben gesperrt.