Lehrer/innenbildung – Debriefing in Nara

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Praktisch alle Studierenden kommen mit dem Velo von den Dorms zu den Lehrveranstaltungen
Gemeinsamkeiten – Unterschiede
Die Woche hier an der Nara University of Education geht dem Ende entgegen. Ikuta Shuji kommt für ein Abschlussbriefing vorbei.
Ein grosser Unterschied zwischen unseren beiden Institutionen ist, dass in Nara die Zahl der Aufgenommenen der Zahl der verfügbaren Studienplätze entspricht. Dies macht die Planung um vieles einfacher.
Obwohl in Japan in der Primarschule das Klassenlehrerprinzip vorherrscht (Ausnahmen Musik, Künste, Hauswirtschaft), wählen die Studierenden ein Hauptfach, für das sie einen Grossteil ihrer Studienzeit benötigen. Drei Nebenfächer kommen hinzu. Für die Sekundarstufen I und II studiert man lediglich ein Fach.
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Quelle: Nara University of Education (PDF)
Es gelingt der Uni recht gut, Ihre Abgängerinnen und Abgänger in der Schule zu platzieren, allerdings sind unter „Teacher“ subsummiert auch viele temporäre und v.a. viele Teilzeitstellen. Wer keine Stelle in einer Volksschule findet, weicht häufig in den florierenden Juku-, d.h. Nachhilfebereich aus.
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Quelle: Nara University of Education (PDF)
Auch die Masterstudiengänge sind eine Möglichkeit, sich nicht sofort um eine Stelle kümmern zu müssen. Die Graduate School ist allerdings eher ein Sorgenkind für Ikuta. Neben den Masterstudiengängen wurden für die amtierende Lehrerschaft eigens „Professional Degree“-Studiengänge eingeführt, die teilzeitlich und berufsbegleitend besucht werden können. Diese Möglichkeit wird aber den Lehrpersonen von der Präfektur nur sehr zögerlich gewährt (gerade drei Studierende sind amtierende Lehrpersonen). Ikuta muss nach dem Debriefing an eine weitere Sitzung mit der Präfektur zu diesem Thema eilen.
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Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen
Neueren Datums ist auch die Zusammenarbeit mit anderen Lehrer/innenbildungshochschulen. An den mittlerweile über 50 Online-Angeboten beteiligen sich sehr viele Hochschulen. Im Angebot hat es nicht nur e-Learning-Einheiten, sondern auch klassische Seminare und Vorlesungen, die von einer Hochschule angeboten und live an die anderen Hochschulen übertragen werden. Ein Vorlesungsraum wurde in Nara eigens mit der entsprechenden Technik ausgerüstet, so dass auch Fragen direkt Fragen gestellt werden können und man einander sieht.
Die Zusammenarbeit funktioniert aber auch im Forschungsbereich. Mit Kyoto und Osaka gemeinsam wurde ein „Teacher Education Center for the Future Generation“ gegründet.
Die Arbeitsteilung unter den Unis wurde so festgelegt, dass man sich in Nara schwergewichtig mit undergraduate studies, in Osaka mit graduate studies (Master und PhD) und in Kyoto mit Weiterbildung beschäftigt.
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Die Science-Dozierenden haben beschlossen, Ziegen zu halten. Diese werden sowohl von Studierenden wie von Primarschülerinnen und -schüler gehätschelt. Neckischerweise haben sie sie nach Primarlehrerpersonen getauft. So kann man problemlos sagen, Okubo sei heute wieder bockig…
Wir verabschieden uns nach dieser interessanten Diskussion. Ich hoffe, Ikuta wieder zu sehen, sei es in Nara, Hongkong oder Zürich. Wir sind aber beide nicht sicher, wann es das nächste Mal sein wird, seine Funktion erlaubt ihm kaum mehr, ins Ausland zu reisen und auch ich werde wohl in nächster Zeit nicht gerade wieder nach Nara reisen kommen. Schade.
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Schülerinnen auf dem Heimweg von der „affiliated school“ auf dem Campus