DMZ – entmilitarisierte Zone

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Ich habe bei USO eine Tour in die entmilitarisierte Zone (Demilitarized Zone, DMZ) gebucht. USO, United Service Organizations, ist die Organisation, die US-Truppen überall auf der Welt unterstützt. Entsprechend hat sie Zugang an Orte, an denen US-Truppen präsent sind, sie führt Angehörige, Soldaten in Urlaub und weitere Interessierte auch in die DMZ und dort besonders nach Panmunjeom, wo 1953 der Waffenstillstand unterschrieben wurde. Eine Zone, in der Gespräche zwischen Nord und Süd stattfinden können und wo immer noch eine schweizerisch-schwedische Delegation die Einhaltung des Waffenstillstandsabkommens überwacht (VBS).

Der Koreakrieg hat das Land 1950 – 1953 praktisch vollständig verwüstet, er kostete über vier Millionen Menschen das Leben. Ich habe den Krieg im zweiten Teil des Beitrags über Geschichts- und Kriegsmuseen kurz beschrieben.
Korea wurde mit dem Ende des zweiten Weltkriegs zwar von der japanischen Besetzung befreit, aber von den USA und der Sowjetunion sofort in zwei Besatzungszonen aufgeteilt. Südkorea hofft bis heute auf eine Wiedervereinigung; es gibt ein Wiedervereinigungsministerium und von allen Parteien eine entsprechende Rhetorik. Hinter vorgehaltener Hand hört man aber auch, dass eine Wiedervereinigung wirtschaftlich und psychologisch ein enormer Kraftakt wäre. Nordkorea ist dermassen heruntergewirtschaftet und seine Bevölkerung indoktriniert und abgeschirmt, dass Südkorea allein kaum in der Lage wäre, die Kosten der Wiedervereinigung zu tragen. Die momentane Weltlage sieht aber ohnehin nicht danach aus. China und Russland haben kein Interesse an einem starken und US-freundlichen Korea. Einige meiner Gesprächspartner meinen, auch Japan lebe lieber mit einem atombewaffneten unberechenbaren Nordkorea als mit einem vereinigten Korea, das wirtschaftlich und politisch zur noch grösseren Konkurrenz im Asien-Pazifik-Raum werden könnte.
Praktisch gleichlautende Berichte im Korea Herald (Juni 2014) und im Tages-Anzeiger (Oktober 2012) über eine Schule für nordkoreanische Flüchtlingskinder zeigen einen Teil des nordkoreanischen Elends auf.

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Mit 50 Amerikanern, einem deutschen Botschaftsangehörigen mit seiner Familie und mir fährt unser Bus zuerst an die Bahnstation Dorasan. Nach der Sonnenscheinpolitik unter Kim Dae Jung wurden die Schienenstränge zwischen beiden Ländern wieder verknüpft. Südkorea hatte grosse Hoffnungen auf einen Anschluss an die transmongolische und transsibirische Bahn und damit auf einen Transportweg nach China, Zentralasien und Europa für all seine Güter. Das Tauwetter ist aber vorbei, alle Signale stehen wieder auf rot.
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Von erhöhten Camp Bonifas aus kann man bei schönem Wetter weit nach Nordkorea hineinsehen. Etwas unheimlich, wie hier die wahrscheinlich am schärfsten bewachte Grenze der Welt zu einem Touristenziel wird. Die Landschaft ist sehr schön, ein 4 km breiter 248 km langer, durch das ganze Land gehender Streifen, nicht bewohnt, kaum von Menschen betreten. Vögel nisten, alle Arten von Tieren und Pflanzenarten haben sich ausgebreitet.
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Nach dem Mittagessen besuchen wir den „dritten Infiltrationstunnel“. Bisher wurden vier Tunnels, die unter der DMZ hindurch von Nord- nach Südkorea führen entdeckt. Etwas 30’000 Soldaten pro Stunde könnten einen solchen Tunnel passieren, vor allem aber könnten Agenten in den Süden geschleust werden, um z.B. Politiker zu ermorden. Nordkorea behauptet, Südkorea habe die Tunnels gebaut. Wohl ist mir nicht, als ich einen Helm aufsetze und etwa 800 Meter in den niedrigen, schwülen Tunnel hineingehe.
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Bild lifeinkorea.com
Danach fahren wir in die „Joint Security Area“, die gemeinsame Sicherheitszone an der Demarkationslinie in Panmunjeom (Wikipedia).

Specialist Woods von der US-Army gibt uns ein Briefing über die Entstehung und den Betrieb der Sicherheitszone und über all die Zwischenfälle, die in diesem angespannten Klima schon vorgekommen sind. Am nächsten war die Welt einem erneuten Koreakriegsausbruch wohl 1976, nach dem „Axtmordzwischenfall“. Im Streit darüber, ob ein Baum gefällt werden dürfe, töteten nordkoreanische Soldaten zwei US-Soldaten mit einer Axt. Wikipedia listet all die Zwischenfälle auf.
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Die Joint Security Area, vorne die Baracken, hinten das nordkoreanische Gebäude
Wir besuchen die Baracken, in denen noch Gespräche stattfinden, die Türe gegen Nordkorea wird von einem südkoreanischen Soldaten bewacht, vom nordkoreanischen Gebäude beobachtet uns ein nordkoreanischer Soldat. Bedrückend.
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