Anregungen vom ersten Hangout

Interessiert verfolge ich auf YouTube das erste „Hangout“ des MMC13. Ein paar Anregungen, die ich mitnehme:

Wiederverwendung von Inhalten

Es wird diskutiert, ob man Inhalte eines MOOCs in einem anderen wiederverwenden könne. Während die verschiedenen Blogs mit Literaturangaben, Zusammenfassungen, neuen Erkenntnissen usw. auch längerfristig noch zur Verfügung stehen, überdauern Edupads, Tweets usw. nicht. Sie können natürlich archiviert werden. Aber auch wenn man das Gespräch in den Korridoren nach einer Lernveranstaltung aufnähme: man hörte es sich kaum nochmals an.

Meine Haltung: Natürlich kann man Content wiederverwenden, so wie man auf das ganze Netz zurückgreifen kann.  Je «x» ein MOOC ist, desto stärker wird man wohl darauf zurückgreifen, je «c» er ist, desto eher steht der Inhalt eines früheren Kurses einfach als Steinbruch noch zur Verfügung. Ich gehe hier mit Johannes Moskaliuk einig: Um weiter zu kommen, muss man nicht immer alles neu erfinden, das wäre auch m.E. zu radikal-konstruktivistisch.

Die Durchlässigkeit zwischen MOOCs kann synchron oder asynchron sein. Asynchron ist sie, wenn man nachschaut, was die Vorgängerinnen und Vorgänger so gelernt haben, welche Erkenntnisse sie gewonnen haben. Darauf lassen sich neue Erkenntnisse aufbauen.

Rollen

Neben den Gastgebern, können auch weitere Rollen (Paten, Impulsgeber, Reflektorinnen usw.)  zu einem MOOC gehören. Einverstanden bin ich auch damit, dass das Gastgeberteam nicht für das Lernergebnis der Teilnehmenden verantwortlich ist. Lernanlässe zu schaffen, Impulse zu geben, die Grossgruppe zu moderieren, gehört aber schon zu ihren Aufgaben.

Daneben gibt es natürlich die informellen Rollen, also diejenigen, die immer wieder Kraft in einen MOOC bringen, die die anderen provozieren, auffordern und mitreissen; die zuerst lange Überlegenden; die Störenfriede, usw.  So anders als in analogen Lernsettings verhalten sich die Menschen in digitalen ja auch nicht.

Struktur

Strukturen können helfen

Ein cMOOC in Reinform scheint mir tatsächlich etwas für versierte Einwohner des Web 2.0 zu sein, die sich selbst Struktur geben  können, sich ohnehin laufend vernetzen usw. Für alle anderen ist etwas mehr Struktur und ein bisschen Linearität nötig. Ich merke bei mir selbst, wie mich all die Anregungen manchmal auch konfus machen.  Das Stichwort Adaptivität  ist genau das richtige. Die hohe Kunst ist wohl, mit der sehr grossen Heterogenität, die an einem solchen MOOC teilnimmt, umgehen zu können. Die einen werden mehr Struktur, Zuspruch, Widerspruch, Begleitung brauchen, die anderen bewegen sich frei  und ohne grosse Navigationshilfe  in den verschiedenen Lernfeldern.

Empowerment

Ein Imperativ eines MOOCS sei: nutzt das Internet und lernt.  Ich würde vielleicht anfügen: und lernt voneinander, lernt miteinander. Das Internet hat einiges von dem, was Ivan Illich in seiner Entschulung der Gesellschaft beschrieben hat, jetzt möglich gemacht.  Ein solcher cMOOC gibt die Struktur dazu.

Twitter

Ich habe den iPad mit dem Twitterstream neben mir. Das ist, wie wenn ich während eines Podiumsgesprächs all die Seitengespräche im Saal auch noch mitverfolgen müsste: ich bin abgelenkt und auch etwas verärgert: einerseits über mich, weil ich so viel Multitasking wie die Twitternden schlicht nicht schaffe, andererseits auch, weil ich das Gefühl habe, den Teilnehmenden werde hier zu viel zugemutet. Später lese ich die Tweets dann nochmals nach, sie helfen mir bei der Nachbearbeitung, beim Nochmals-Durchdenken.

Soziale Präsenzkontrolle?

Ein Tweet, in dem gefragt wird, wo denn all die Dozierenden der XY-Hochschule jetzt seien, fällt mir auf. Open scheint nicht unbedingt auch „frei“ zu heissen, einige sind offenbar weniger frei als andere, hier teilzunehmen oder nicht. Das wäre keine gute Entwicklung.

Kameras

Während sich Holger Hanks von der Deutschen Welle durch eine entfernte Kamera sehr gut ins Bild setzt, ist Dörte zu nahe dran. Das kommt nicht so drauf an, es geht ja um die Inhalte. Ich würde aber einen Abschnitt zum Thema „sich ins Bild setzen“ in eine MOOC-Didaktik aufnehmen.

Feedback

Weil ich dann noch einen Tweet absetze, bekomme ich neue Follower und einen Retweet. Auch die Erwähnung meines Einsteiger-Blogs in Dörtes Blog führt zu einem aufmunternden Kommentar. Ich merke, wie mir das Motivation gibt, dran zu bleiben (auch wenn ich für nächste Woche keine Ahnung habe, woher die Zeit nehmen).

2 Gedanken zu “Anregungen vom ersten Hangout

  1. Mir gefällt der Vergleich mit den Gesprächen auf den Korridoren. Ich stimme dir zu, dass es in einem Mooc verschiedene Rollen geben sollte. Wie im „wirklichen“ Leben ja auch.

  2. Die Sache mit den Rollen hält uns nächste Woche nochmal in Atem, wenn wir uns die 23 Rollen zu Gemüte führen, die Lehrende in Online-Kursen einnehmen können/müssen – siehe Quellentipp Nr. 2 im Programm http://howtomooc.org/programm.
    Den Tipp mit dem Zu-nah-an-der-Kamera nehm ich dankbar an! 😉

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