Frühstücksfernsehen. Eigentlich nicht mein Ding, aber mit der Übersetzung von Noriko ist es ganz interessant. Der Stammzellenforscher und Medizin-Nobelpreisträger Shinya Yamanaka erzählt anschaulich von seinen Forschungen und was er sich davon erhofft. Und er erzählt, wie er während seiner Forschungen in den USA oft den Song „a whole new world“ gehört habe. Der Song wird eingespielt, Moderatorin und Nobelpreisträger hören versonnen lächelnd zu und Yamanaka meint, ja dieses Lied habe ihn inspiriert, an seinen Forschungen dranzubleiben, etwas zur Verbesserung der Welt beitragen zu wollen. Inspiration – das Wort habe ich auf dieser Asienreise und früher in den USA immer wieder in Zusammenhang mit Forschung, mit dem Lehrberuf gehört. Auch wenn der Begriff vielleicht unterdessen etwas abgedroschen wirkt: etwas Inspiration würde uns auch in der Schweiz gut tun.
Ich weiss, das ist jetzt ein Widerspruch zu einem meiner ersten Blogeinträge aus Japan („Düster„). Ich verstehe die Art der losen Koppelung zwischen verschiedenen Gesellschaftssegmenten hier noch nicht annähernd.
Nach der Käseschnitte und dem Kaffee fährt mich Noriko zum Bahnhof, mit dem Regionalzug durchquere ich die Hügellandschaft und steige an der Endstation in Karatsu aus. Karatsu liegt an der Meerenge zu Korea, es ist für seine Töpfereien berühmt und war ein wichtiger Verladehafen für Kohle. Hier leihe ich mir ein Velo aus und fahre der Küste entlang etwa 20 km bis Yobuko. Anfangs liegen rechts das Meer und links Reisfelder, mit der Zeit wird es hügelig und ich muss mich durch die frühlingshaften Wälder ziemlich abstrampeln.
Yobuku ist ein Fischerdorf, hier legen die Fischerboote an und die Fischer trocknen Fische und Tintenfische an der Sonne, z.T. maschinell unterstützt, in dem die Fische wie auf einem Karussell durch die Luft gewirbelt werden. Einige Fische werden gerade gewürzt. Das Städtchen zeigt nochmals eine ganz andere Facette des Landes.
Zurück in Karatsu besuche ich die frühere Residenz des Kohle-Magnaten Takatori. Eine sehr beeindruckende, an der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert gebaute Anlage. Ein Angestellter erklärt mir all die Details: die Holzschnitzereien in den Verbindungswänden, die Schatten auf die Wände werfen, die Malereien, die ihre Farbe wechseln, die grosse Grube unter dem Parkett der Noh-Bühne, damit bei den Aufführungen genügend Resonanz vorhanden ist. Mich beeindruckt an der traditionellen japanischen Architektur immer, wie innen und aussen verbunden werden, wie man durch geschicktes Verschieben der Wände immer einen schönen Blick auf die perfekten Gartenanlagen hat, wie einladend es ist, auf die Tatamimatten zu knien und einfach zu schauen. (PDF mit Beschreibung und Blog eines Ryokans mit Fotos).
Beim Nachtessen unterhalte ich mich mit Noriko über die „Ikumen“, wir würden wohl von den „neuen Vätern“ sprechen, Männer, die mehr Zeit für Familie und Kinder einsetzen. Ihre Einstellung dazu ist ambivalent, wie es z.B. auch in diesem Blogbeitrag eines Studenten zum Ausdruck kommt.