Gessners Einhorn in China

Die Universität Zürich berichtet anlässlich des 500. Geburtstages des Züricher Universalgelehrten Conrad Gessner in einer Medienmitteilung auch darüber, dass der Zürcher Stadtarzt und Gelehrte Conrad Gessner als Erster versuchte, die Tiere aller damals bekannten Kontinente zu beschreiben. Gessner gilt deshalb als einer der Begründer der modernen Zoologie.

Bild: Zoologisches Museum der Universität Zürich
Bild: Zoologisches Museum der Universität Zürich

Im zoologischen Museum ist momentan auch ein Einhorn ausgestellt, weil Gessner es in seine Enzyklopädie aufnahm und seine Existenz bestätigte, allerdings anfügte, lediglich ein Horn gesehen zu haben. Erst später wurde bekannt, dass die Einhörner zugeschriebenen Hörner Zähne des Narwals sind.

Der moderne Buchdruck ermöglichte eine schnelle Wissensverbreitung. Die Universität Zürich berichtet, dass das Bild der Giraffe in Gessners «Icones animalium» den Weg bis nach China fand, wo es 1725 in einer Enzyklopädie erschien.

Nicht nur die Giraffe gelangte aber nach China, wie die Ausstellung  «China at the Center: Ricci and Verbiest World maps» im Asian Art Museum in San Francisco zeigt. 50 Jahre früher kam bereits Gessners Einhorn dort an. In San Francisco ausgestellt sind die in China hergestellten Weltkarten von Matteo Ricci und Ferdinand Verbiest. Der flämische Jesuit Ferdinand Verbiest (1623–1688) hatte Mathematik, Philosophie, Astronomie und Theologie studiert und wurde von seinem Orden mit Missionsarbeit in China betraut, wo er 1658 ankam. Die Jahre nach dem Fall der Ming-Dynastie 1644 waren für die Jesuiten schwierige und gefährliche Jahre. Ihre Politik war – wie schon in den Jahren von Matteo Ricci – Vertrauen durch wissenschaftliche Leistungen zu schaffen und so auch den Boden für eine Missionierung zu legen. Verbiest gewann einen öffentlichen Astronomie-Wettbewerb und wurde so als Nachfolger seines Ordensbruders Johann Adam Schall von Bell Direktor des kaiserlichen astronomischen Büros («kaiserliches Kalenderamt»), wo er seine vielseitigen Begabungen in die Dienste des Manchu-Hofes (Quing-Dynastie) mit Kaiser Kangxi stellen konnte. Mit chinesischen Mitarbeitern stellte er eine der grössten mit Holztafeldruck gedruckten Weltkarten her.

Die Karte kann auf der Website der Library of Congress unter ihrem chinesischen Namen «Kun yu quan tu» abgerufen werden. Das Asian Art Museum stellt die Karte interaktiv zur Verfügung.

Auf der Verbiest-Karte von 1674 ist Gessners Einhorn (es soll in Indien leben) deutlich zu sehen:

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