Weitere Notizen zur ersten Woche

Etwas spät komme ich dazu, die Notizen, die ich mir unter der Woche in ein Evernote-Notizbuch notiere durchzusehen und einiges davon im Blog zu veröffentlichen:

Konnektivismus

Ich versuche, mich punkto Konnektivismus schlau zu machen. Die Quellen die Claudia Bremer angibt, sind dabei sehr hilfreich. So ganz zu überzeugen vermag mich der Konnektivismus als Theorie nicht. Ich tendiere zur Ansicht, dass er allenfalls ein um die digitale Komponente erweiterter Konstruktivismus sei, aber keine Lerntheorie. „Logically speaking, connectivism ought not to be considered a learning theory: it currently lacks the capacity to explain what constitutes learning (…)”, wie es M.C. Wade (2012) darstellt. Das schmälert den Verdienst von Siemens und Downes nicht. Ich vermute allerdings, dass sich der MOOC-Hype mehr und mehr vom Konnektivismus entfernen wird: der ist dann doch etwas zu kompliziert, um massiven und offenen Lernumgebungen dauerhaft Pate zu stehen. Ich vermute, dass es einfach „distributed knowledge“ (Wikipedia) sein wird, auf das sich zukünftige cMOOCs abstützen.

Huge problems for the rest

Ein Artikel aus dem «Economist» kommt mir (in die Hände kann man ja nicht mehr sagen) unter die Maus: Titel: «Learning New Lessons – Online courses are transforming higher education, creating new opportunities for the best and huge problems for the rest.» Gemeint ist, dass mediokre Hochschulen ganz schön unter Druck kommen durch das Angebot von xMOOCs von Top-Universitäten. Sebastian Thrun von Udacity ist der Meinung, dass es in 50 Jahren weltweit nur noch 10 Universitäten geben wird.

Ein Blog der London School of Economics sieht das anders: Betitelt ist der Eintrag mit «After the gold rush: MOOCs are augmenting rather than replacing formal educational models»

Eine Aussage die mir auffällt: «But connectivism in particular is a step too far for most learners – particularly less experienced learners – who fail without the scaffolding provided by traditional degree structures and support» Ich sehe das auch so, gerade der Elite-Anspruch, den manche MOOC-Maker haben, deutet darauf hin, dass es die traditionellen Institutionen, die Lernunterstützung und eine Struktur geben, nach wie vor braucht. MOOCs werden sich zu einem weiteren– und vermutlich wichtigen – Bildungsangebot entwickeln, sie werden die anderen Angebote eher ergänzen als verdrängen. Wenn sie dabei schlechte traditionelle Bildungsangebote verdrängen und helfen, die exorbitanten Studienkosten in vielen angelsächsischen Ländern zu senken, ist das auch gut.

Mit seiner Aufmerksamkeit sorgfältig umgehen

Schwierig, den Überblick zu behalten, was im Kurs so läuft. Mein Blog dient mir als eine Art Lernjournal, ich schreibe auf, worüber ich mir gerade Gedanken mache. Für jemanden, der sich schon länger mit der Thematik befasst, ist das wohl kalter Kaffee oder schlicht falsch. Für Mitlernende, die einen ähnlichen Lernstand haben wie ich, mögen meine Gedanken von Interesse sein. Teilnehmende und Veranstalter, die mehr Erfahrungen und einen besseren Überblick haben, können mir Anregungen geben, mich beim Weiterlernen unterstützen. Aber wie finden wir heraus, welche Blogeinträge, Diskussionen auf Google + usw. nun für das Erreichen der jeweils selbst gesetzten Lernziele die richtigen sind. Ich versuche, mit diesem «information overflow» umzugehen, in dem ich ein oberflächliches Screening mache, wo es sich lohnt, länger zu verweilen. Bei den ausgewählten Beiträgen muss ich meine Aufmerksamkeit ziemlich bündeln, darauf achten, dass ich nicht jeden Link auch noch anklicke und vom Lernweg abdrifte.

In der Beilage zur «Wochenzeitung» über «mobile learning» (2012) finde ich dazu einen Vergleich von Eduard Kaeser mit einem Weinkenner:

«Deshalb bedeutet Lernen heute zuallererst: lernen, mit seiner Aufmerksamkeit sorgfältig zu hantieren; im immensen Angebot des Netzes sich sein eigenes Urteil bilden können; sich zum Connaisseur von Information entwickeln.

Wenn der Vergleich vielleicht auch etwas weit hergeholt erscheint: Der Connaisseur französischer Weine ist nicht die Person, die sich durch möglichst viele Flaschen vom Norden bis zum Süden Frankreichs getrunken hat, sondern jene, die im riesigen Angebot der Chateaux, Terroirs, Rebsorten und Appellationen eine Ordnung herzustellen gelernt hat, die ihr etwas sagt. Ihre Informationen über den Wein sind in ihr selber angelagert . Sie hat etwas über Wein an sich selbst erfahren. Und gerade das macht ihr Expertenturn aus, die Fähigkeit, andere etwas zu lehren. Und vor allem: Sie verantwortet ihr Wissen. Diese Verantwortung und Glaubwürdigkeit des Wissens spielt auch im Web 2.0 eine zentrale Rolle. Sie sind der Goldstandard des Lehrens und Lernens.»