Terelj-Nationalpark, Mongolei

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Kurz nach vier Uhr weckt uns die Zugbegleiterin, um fünf sind wir in Ulaanbaatar. Sarah und der „Driver“ erwarten mich und fahren mich zu einem Apartment, wo ich duschen kann. Sarah kocht unterdessen Frühstück, dann fahren wir aus Ulaanbaatar Richtung Terelj-Nationalpark.

Sarah hat in U.B., wie sie die Hauptstadt nennt, Lebensmittelingenieurin studiert und anschliessend in Taiwan Business Administration. Momentan arbeitet sie – überqualifiziert – teilzeitlich für diesen Tour Operator. Es ist schwierig, ohne gute Beziehungen eine den Qualifikationen angemessene Arbeit zu finden. Sie zeigt mir die Nationaluniversität. Neben den nationalen Universitäten, die nur diejenigen Studierenden aufnehmen, die beim Abschlussexamen an der Mittelschule (es wird ein GPA berechnet, vgl. hier) gut abgeschlossen haben gibt es etwa hundert private Universitäten, die alle z.T. hohe Studiengebühren verlangen. Allgemein gilt für die privaten Universitäten die Faustregel: Je höher die Studiengebühr, desto besser die Uni. Daneben studieren viele Mongolinnen und Mongolen im Ausland, Taiwan als wichtigste Destination hat etwa 1000 mongolische Studierende.
Als Kind ging Sarah bis 1994 in eine russischsprachige Schule und sprach auch mit den Eltern russisch, beides war damals normal. Dann reisten, für die Schülerinnen und Schüler unerklärlich, plötzlich die russischen Lehrpersonen alle ab und die Schulen stellten auf mongolisch um. Unterdessen ist der russische Einfluss zwar noch vorhanden, das Land hat sich aber auch stark nach China, gegen den Westen und nach Korea orientiert.
Wir fahren zuerst an in der Zeit der „Volksrepublik“ durch die Sowjetunion erstellten Plattenbauten vorbei, etwas Industrie, dann Agglomerationssiedlungen, z.T. in Form von Ger-Dörfern. Die runden fensterlosen Jurten, die durch Wolle und Filz gut isoliert sind und die mit einem Holzofen, auf dem auch gekocht wird, beheizt werden, werden hier Ger genannt. Nach recht langer Fahrt durch die Vororte beginnt dann eine hüglige Steppenlandschaft mit einer geschlossenen Grasdecke, durchbrochen von Felsen und einzelnen Wäldern. Yak-, Kuh- Schaf-, Ziegen- und Pferdeherden.
Sarah erzählt lachend davon, dass man in Taiwan auch reite, aber auf sehr hohen Pferden. Man könne dort für ein, zwei Stunden ein Pferd mieten und es mit einer Bockleiter besteigen. In der Mongolei schwinge sich jedes Kind einfach auf ein Pferd, meist schon im Kindergartenalter. Die kleinen Steppenpferde (Przewalski-Pferde) waren für die Mongolei wohl das wichtigste Tier, einerseits als Handelsgut für den Handel mit China, andererseits als Garant für die Mobilität bei der nomadischen Kriegsführung (vgl. Jürgen Paul, Zentralasien, Pos. 312) Der so erfolgreiche (und brutale) „Mongolensturm“ im 13. Jahrhundert unter Dschingis Khan und seinen Nachfolgern, wäre ohne diese Pferde nicht denkbar gewesen. Das Gebiet, in denen die Mongolen gegnerische Heere besiegt und Herrscher unterworfen hatte, erstreckt sich über ganz Asien bis weit nach Europa, es umfasst 52 heutige Staaten.
Das Camp im Nationalpark besteht ebenfalls aus Gers, meine ist schön warm aufgeheizt. Wir steigen (bzw. stolpern wegen nicht optimalem Schuhwerk und eisigem Boden) auf einen Felsen hinter dem Camp und machen dann eine Wanderung über das Weideland, das von Nomaden, die von Frühling bis Herbst mit ihren Tieren unterwegs sind, genützt wird.
Am Nachmittag fahren wir zum „Schildkrötenfelsen“, im Tal ist der letzte Schnee am Schmelzen.
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Ein paar Kilometer weiter befindet sich ein buddhistisches Meditations- und Initiationszentrum. Tibet wurde 1240 von den Mongolen erobert, danach begann sich der Buddhismus durch buddhistische Lehrer von dort auch in der Mongolei zu verbreiten, er wurde ab dem 16. Jahrhundert stark gefördert. In den 1930-er Jahren wurde der Buddhismus dann durch eine Terrorwelle stalinistischen Typs (Jürgen Paul, Pos. 5402) stark unterdrückt, Klöster wurden geschlossen und zerstört, unschätzbare Kulturgüter gingen verloren. Die Mongolen bleiben aber an den Buddhismus gebunden und ab den 1990-er Jahren wurden wieder buddhistische Einrichtungen eröffnet. Das Meditationszentrum, das wir besuchen, wurde 1998 geweiht, es wurde auch durch den Dalai Lama besucht.
Der Weg führt an vielen Tafeln mit buddhistischen Lehren vorbei und dann über eine Hängebrücke zum Zentrum. Die Meditationsschüler meditieren auch auf den umliegenden Felsen.
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