Püspöklodány – Biharkeresztes – Cluj-Napoca

20140305-095543.jpgDer 06:40-Zug verlässt Budapest wegen Gleisbauarbeiten bereits um 5:55 Richtung Cluj. Leider ohne mich, der SBB-Online-Fahrplan wusste nichts davon.20140305-095703.jpgBisher bin ich nur sehr hilfsbereiten Menschen begegnet. Jetzt entdecke ich: Es gibt sie noch, die Ostblock-Matrone. Sie sitzt hinter einem Schalter für internationale Fahrkarten und trägt schwer an ihrer kleinen Macht. Jede Frage empfindet sie als Zumutung. Ihre Auskunft, es fahre dann heute Abend wieder ein Zug, Ankunft zwei Uhr nachts, empfindet sie als unverdiente Barmherzigkeit mir gegenüber. Naja. An einem anderen Schalter finde ich dann heraus, dass bis heute Abend zwar kein durchgehender Zug mehr fährt, es aber möglich ist, mit einer Zwischenetappe per Bus heute noch Cluj in Rumänien zu erreichen.
Der Zug Richtung Püspöklodány hat drei Wagen, fünf Passagiere, einen Lokführer und einen Schaffner. Wir fahren durch Birkenwälder und Puszta-artiges grüngraues Grasland.
Manchmal meine ich Bilder aus dem Album meiner Grossmutter wiederzuerkennen.20140305-213223.jpg
In Püspökladádany wartet ein Bus, der uns in einer stündigen Fahrt zum Grenzbahnhof Biharkeresztes bringt. Dort fährt eine halbe Stunde später der Zug nach Rumänien.
Wir fahren durch die Crişana, das Kreischland und das Apuseni bzw. Bihar-Gebirge (Westkarpaten).
20140305-213344.jpgKarte: Wikimedia unter CC Attribution Share Alike 3.0 (http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f5/ROMANIA_Fizic.jpg)
Kohle und Eisenerzwerke, zum Teil verlassen vor sich hin rostend. Kalkfelsen. Flusslandschaften, Schafherden, Pferdekarren. Je nachdem, wohin der Blick schweift, befinde ich mich auf der Reise nach Tripiti oder einer Fahrt durch Industriebrachen.
20140305-213310.jpg
20140305-213252.jpg
Vor jedem Bahnhof steht der Bahnhofvorstand mit seiner roten Schirmmütze und schaut dem durchfahrenden Zug nach. Bilder aus einer lange vergangenen Zeit.
Kreischland und Siebenbürgen (Transsilvanien) wurden bei der Aufteilung Österreich-Ungarns im Vertrag von Trianon nach dem ersten Weltkrieg Rumänien zugeteilt. In einer ethnisch sehr durchmischten und durchmischt besiedelten Gegend hat man versucht, Nationalstaaten zu schaffen.20140305-163651.jpgKarte: Wikipedia, Vertrag von Trianon, CC.
„So, noch etwa eine Stunde“ denke ich als der Zug anhält. Aus dem Augenwinkel sehe ich eine Bahnhofstafel: Cluj-Napoca. Ziemlich schnell packe ich alles zusammen und verlasse den Zug. Die Zeitverschiebung zwischen Ungarn und Rumänien ist mir entgangen.

Der Appartement-Vermieter gibt mir dann noch einen speziellen Rat für das Sightseeing: „Look in the eyes of the people, they are very friendly.“