Zum Frühstück erscheinen die einen Reisteilnehmenden ganz in weiss, die anderen ganz in schwarz gekleidet. Es scheint an der Informationssitzung nicht ganz klar geworden zu sein, ob jetzt weiss oder schwarz die Mosquitos am Tag besser abhalte. Wir lassen es drauf ankommen und niemand zieht sich um. Wir wandern zuerst einige Kilometer durch die üppige Vegetation, beobachten Spinnen mit ihren riesigen Netzen, Pflanzen und Vögel. Danach holt uns die Begleitequipe mit den beiden Fahrzeugen ein und wir fahren zu einer „Dschungelfamilie“, die wohl hauptsächlich vom Anbau von Kokablättern und dem Bescuch von Touristengruppen wie unserer lebt. Sie zieht verlassene Tiere aus dem Dschungel auf, entsprechend zahm begegnen uns dann ein Wildschwein, ein Tier, das wir „Riesenmeersau“ nennen, Papageien, Faultiere, Dachse, Papageien, ein Kaiman. Etwas grenzwertig, aber Freude an den Tieren haben wir trotzdem.
Vor dem Haus hat es auch ein Kokafeld. Romolo erklärt uns die Regeln des Kokaanbaus, pro Familie sind nur so und so viele Hektaren erlaubt, die Kokablätter sollen für Tee und als Heilmittel gebraucht werden, es ist ihm aber auch klar, dass der Hauptteil des Koka-Ertrags in den Kokainhandel fliesst (Konrad-Adenauer-Stiftung). Der Drogenhandel hat einen sehr starken und sehr negativen Einfluss auf die Gesellschaft vieler südamerikanischer Staaten, in denen in weiten Gebieten Drogenkartelle die Macht übernommen haben, Kinder und Jugendliche als Transporteure eingesetzt werden, grosse Brutalität herrscht.
Der Staat setzt sehr wenig Mittel ein, um die Gesetze durchzusetzen, das zeigt sich bei Raubrodungen im Nationalpark, beim Koka-Anbau aber auch bei der illegalen Goldsuche am Madre de Dios, der durch Quecksilber enorm verschmutzt wird. (Peruerleben)
Den Oberlauf dieses Madre de Dios erreichen wir nach weiterer holpriger Fahrt über die Dschungelpiste in Atalaya, das etwa 700 Meter über Meer liegt. Hier steigen wir aufs Boot um, Langboot mit Aussenbordmotor und etwa 15 Plätzen.
Die Fahrt geht über verschiedene Stromschnellen bis in die Nähe unserer Lodge. Alle bekommen Gummistiefel, um sich vor Schlangen zu schützen. Die Lodge gehört Vilca, eine der sieben Agenturen, die die Lizenz haben, Touren in den Manu durchzuführen. Wir tragen all die Nahrungsmittel, Gas- und Wasserflaschen zur Lodge hinauf und beziehen unsere – durch dünne, nicht bis zur Decke reichende Holzwände voneinander abgegrenzten aber recht komfortablen Zimmer mit Blick auf Fluss und Regenwald.
Am Nachmittag und Abend unternehmen wir je eine Wanderung durch den Dschungel, wir sehen vor allem Vegetation: die verschiedensten Palmen (Wanderpalme, Penispalme und was der sie alle für Namen haben), Pilze, Käfer, Ameisen, Echsen, Spinnen und Tapirspuren.
In der Nacht gibt sich der Urwald nochmals ganz anders, verschiedenste Kröten- und Froscharten sind jetzt zu sehen und wir höhren das Knacken, Knarren, Gurgeln und Zirpen verschiedenster Tiere.