Geschichts- und Kriegsmuseen

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Es regnet in Seoul. Museumstag.
Das National Museum ist riesig – und es stellt die Geschichte Koreas bis zur japanischen Besetzung anfangs des 20. Jahrhunderts ausgezeichnet dar. Ich habe mich bis jetzt nur am Rand mit Korea befasst und erfahre viel Neues.
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Dass das Beamtenexamen, ähnlich wie in China, eine mehr als 1000-jährige Tradition hat etwa oder dass die koreanische Silbenschrift erfunden wurde, weil sich ein Herrscher Sorgen über die Illiteralität seiner Untertanen machte, die die chinesischen Schriftzeichen nicht beherrschten.
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Es hat enorm viele Oberstufenschülerinnen und -schüler. Und die interessieren sich etwas weniger für die koreanische Geschichte. Sie sind entweder mit ihren Samsung-Handys beschäftigt, balgen und schreien herum oder machen mit ihren Regenschirmen Fechtwettkämpfe. Das scheint aber ihre Lehrpersonen und Museumsführerinnen nicht besonders zu stören.

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Die Vorschülerinnen und -schüler im Kindermuseum sind dagegen noch ganz bei der Sache, erproben mit ihren Eltern die verschiedenen Musikinstrumente, suchen auf den alten Bildern die verschiedenen Tiere, schauen in einer Steinzeithütte dem Comicfilm über das damalige Leben zu. Eine didaktisch sehr gut gemachte Abteilung des Museums.

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Am Nachmittag dann das War Memorial Museum. Korea wurde eigentlich Opfer seiner Befreiung von der japanischen Besetzung am Ende des zweiten Weltkriegs.
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Befehl an die japanische Armee nach der Kapitulation
Die USA und die UdSSR hatten sich darauf geeinigt, das Land nördlich und südlich des 38. Breitengrades zu besetzen. Der Norden rüstete schnell auf und seine Armee marschierte – der kalte Krieg hatte begonnen und wurde hier zu einem heissen Stellvertreterkrieg – 1950 in den Süden ein.
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Bericht von General MacArthur
Es war mir nicht bewusst, dass Seoul in nur drei Tagen überrannt wurde und die mehr oder weniger nur für Polizeiaufgaben im Innern geschulte Armee Südkoreas trotz baldiger Unterstützung durch UN-Truppen, d.h. vor allem der USA bis ganz in den Süden in die Region um Busan zurückgedrängt wurde. In der Folge gelang es den südkoreanischen und US-Kräften unter McArthur, Nordkorea immer weiter zurückzudrängen, praktisch das ganze Land war jetzt in südkoreanischer Hand – die Wiedervereinigung in Griffnähe. Dann traten – eine früher abgegebene Zusicherung Maos umsetzend – die Truppen Chinas in den Krieg ein und drängten die überraschten UN/US- und die südkoreanischen Truppen in einem äusserst verlustreichen Winterkrieg wieder weit in den Süden zurück. Die Bevölkerung Seouls musste ein weiteres Mal fliehen, vorher waren schon Zehntausende Bewohner Nordkoreas gegen Süden geflohen und Zehntausende aus dem Süden (ein guter Teil der führenden Köpfe) in den Norden verschleppt worden. Die Gegenoffensive unter US-Führung hatte dann wieder Erfolg, zur grossen Frustration Südkoreas wurde aber schliesslich 1953 – ohne Mitwirken Südkoreas – ein Waffenstillstand unterzeichnet, der wieder den 38. Breitengrad als Grenze festlegte. Millionen waren tot, verletzt, heimatlos, Familien getrennt, das Land verwüstet und durch Kriegsverbrechen, auf beiden Seiten begangenen Massakern traumatisiert. Der Krieg ist offiziell bis heute nicht beendet. Südkorea, das bald nach dem Krieg wirtschaftlich erstarkte und – anders als im Museum dargestellt – lange von diktatorischen Regimes regiert wurde, hat im Norden einen äusserst unberechenbaren Nachbarn, dem es alles zutraut. In jeder U-Bahn-Station liegen Gasmasken bereit, um bei einem Angriff gewappnet zu sein.20140603-231531-83731755.jpg

Ein Gedanke zu “Geschichts- und Kriegsmuseen

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