Dem früheren Aralsee entlang nach Usbekistan

Während der Nacht fahren wir dem entlang, was früher mal der Aralsee war. Er ist unterdessen bis auf einen kleinen extrem salzhaltigen Rest ausgetrocknet, weil die beiden Zuflüsse für die Bewässerung der Baumwollfelder so intensiv genutzt wurden, dass praktisch kein Wasser mehr in den See fliesst. Eine ökologische Katastrophe, die sich noch verschärfen wird (vgl. einen Reisebericht und eine Analyse über die Gefahr von Kriegen um das Wasser in der Region (ETH).
Ich sehe auch nichts vom Kosmodrom in Baikonur, an dem wir ebenfalls vorbeifahren, die Territorialrechte gehören hier Russland.
20140316-224315.jpgDie Landschaft ist jetzt nicht mehr schneebedeckt, steppen- und wüstenartig. Entlang der Bahngeleise Dromedare, kleine Steppenpferde, Rinder, Schafe, Esel. Ich verstehe wenn ich die Landschaft betrachte, warum „Pastoralnomaden“ mit ihren Tieren über das Land ziehende Nomaden für Zentralasien so wichtig waren. An eine Landwirtschaft an einem festen Standort ist nicht zu denken. In den bewässerten Oasenstädten erfolgte dann der Austausch zwischen Nomaden und dem sesshaften Bevölkerungsteil.
Im Zug wird es bald ungemütlich, auch wenn es noch 8 Stunden bis Taschkent geht. Teppiche werden zusammengerollt, es wird gewischt und gibt nichts mehr zu essen. Die fliegenden Händler lassen laut Musik abspielen, eine Mischung von lokalen Instrumenten und Tonfolgen und westlichem Rhythmus. Die Schienen werden von leeren Petflaschen und anderen Plasticabfällen gesäumt.
Der kasachische und usbekische Zoll brauchen zusammen sicher vier Stunden für die Kontrollen. Die Usbeken nehmen die Wagen regelrecht auseinander, Deckenverkleidungen werden aufgeschraubt, alle Hohlräume abgeklopft. Bei all dem sind sie nett, lachen und geben mir Tipps, welches Schaschlik ich in Taschkent essen soll.
3500 km haben wir seit Moskau zurückgelegt als wir abends in Taschkent ankommen. Die Hauptstadt von Usbekistan hat 2.8 Mio Einwohner (Usbekistan insgesamt hat ca 29 Mio). Die Stadt liegt in einer grossen Oase. Ein grosses Erdbeben zerstörte 1966 weite Teile der Stadt. Mein erster Eindruck beim Abendspaziergang sind Monumentalbauten an langen breiten Präsentierstrassen mit viel Bäumen. Den Zirkus finde ich und in der Altstadt den Basar und eine Medrese (theologische Hochschule). Gut, wieder mal eine Dusche und ein Bett, das nicht die ganze Nacht rüttelt zu haben.
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