Schmerzen in meinen Nebenhöhlen lenken mich den ganzen Tag etwas ab. Schade. Es wird Frühling in Cluj und die Stadt ist sehr interessant. Einen guten Überblick, auch historisch, gibt das englischsprachige Wikipedia.
Cluj gibt viel auf seine Ursprünge in vorrömischer und römischer Zeit. Um diese Linie und das römische-rumänische zu betonen erhielt die Stadt unter Ceausescu als Zweitnamen ihren früheren dakischen und römischen Namen Napoca.
Hier ein Geschenk von Mutter Rom aus den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts:
In Cluj hat die PH Zürich ein Partnerhochschule – es gibt ein Departement für Pädagogik und Didaktik in deutscher Sprache und hier arbeitet sie auch am JOBS-Projekt.
Die vielen Studierenden aus verschiedenen Universitäten tun der Stadt gut, es hat viel Leben und Lachen, Strassencafés, Bars, Klubs.
Ich spaziere durch die Stadt mit einigen noch aus dem Mittelalter stammenden Gassen, vielen k.u.k.-Gebäuden, einigen kommunistischem Bauten und mit Denkmälern, die der nationalistische und betont anti-ungarische Bürgermeister Funar (Wikipedia en) in den 90-er Jahren hinterlassen oder verändert hat.
Die meiste Zeit verbringe ich aber im ethnographischen Museum (Homepage, Beschreibung der Stadtverwaltung) und dem schon 1921 gegründeten ethnographischen Freilichtmuseum Transsilvaniens. Sehr gut ausgestellt und auch museumspädagogisch gut gemacht, man kann sich hier lange in die Vergangenheit Siebenbürgens mit ihren verschiedenen Kulturen vertiefen. Textilherstellung aus Wolle und Leinen, Landwirtschaft mit Getreide, Wein- und Ölherstellung, Keramik. Dass man auch Gold geschürft hat, wusste ich nicht.
Gerne hätte ich mich auch noch in die Geschichte vertieft, aber das Historische Museum ist geschlossen: die Ausstellungen hätten nicht mehr heutigen historischen Standards entsprochen. Ich kann mir vorstellen, dass die Geschichte von Rumänen, Ungarn, Juden, Sachsen, Land- und Stadtbewohnern, Reichen und Armen, Frauen und Männern ganz neu aufbereitet werden muss. Auch die Zeit die nationalistischen Aufstände, Weltkriege und Zwischenkriegzeit (DHM), die Zeit des Kommunismus (z.B. Deutschlandradio) und die darauffolgende Phase (z.B. Diss LMU [PDF]) dürften nicht so einfach darzustellen sein.
Jetzt müssen einfach noch meine Nebenhöhlen Ruhe geben.