Bildung in Kasachstan

Vor meiner Abreise nach Russland versuche ich, mir einen Überblick über das kasachische Bildungssystem zu verschaffen. Einen Überblick geben das Osteuropa-Asienportal oder die kasachische Botschaft in Berlin.
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Ein Artikel in der Zeit entspricht allerdings eher den Eindrücken, die ich heute habe. Es ist zwar tatsächlich ein Anliegen des Regimes, Bildung zu fördern. Aufwind haben aber weniger die öffentlichen Einrichtungen als elitäre und teure Privatschulen, Nachhilfestudios usw.
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Die Privatschule Kekil, bei der ich vorbeigehe, gibt (per Google auf Deutsch übersetzt) einen guten Einblick in ihre Programme.

20140324-151911.jpgMit einer Abschlussklasse eines Gymnasiums fahre ich mit einer abenteuerlichen Seilbahn auf den Kok-Tobe, den Hausberg Almatys. Alle wollen nach Abschluss der obligatorischen 12 Schuljahre studieren, an möglichst prestigeträchtigen Universitäten, aber niemand will Lehrer werden. Mein Ansehen sinkt, als sie erfahren, dass ich Lehrpersonen ausbilde. „Ah, only education“, meint sogar ihr Lehrer. Neben dem geringen Ansehen des Lehrberufs liegt das Problem auch bei der Geringschätzung der beruflichen Ausbildung, wie z.B. die deutsche Fachstelle für internationale Jugendarbeit schreibt:
„Was jedoch fehlt ist eine entsprechende Wertschätzung und Anerkennung der beruflichen Ausbildung. Sie wird nicht als gleichwertig angesehen, sondern ist aktuell ein wenig attraktives „Nebengleis“ der Bildungsbemühungen.“
Man versucht zwar Gegensteuer zu geben (vgl. Deutsches Bundesinstitut für Berufsbildung BIBB, PDF), meine Gespräche mit den Mittelschülern und ihrem Lehrer stimmen mich aber skeptisch.

Mir wird auch wieder bewusst, wie wichtig internationale Anerkennung ist. Wenn Miss Universum den Kok-Tobe besucht, man die Winteruniversidade 2017 ausrichten kann, wird das überall stolz vermerkt.
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Ich nehme an, dass bis spätestens zur Universidade die Menschen in den ärmlichen Behausungen unter der Seilbahn weiter an den Stadtrand verdrängt werden.
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Und jetzt also wieder nach Russland. Ich verlasse Kasachstan mit einem eher optimistischen Gefühl, es scheint mir möglich, dass die Transition nach Naserbajew gelingt, die Gesellschaft ist verhältnismässig offen und inklusiv, Geld ist dank der Rohstoffe vorhanden, die junge Generation hat grossen Arbeitseifer und den Willen, das Land weiterzubringen.
In Usbekistan sehe ich das weniger optimistisch, dort ist bei einem Machtwechsel die Möglichkeit von weiteren und erheblichen Unruhen und/oder noch grösserer Unterdrückung und/oder religiös motivierten Zusammenstössen m.E. durchaus vorhanden. Es täte mir sehr Leid, ich wünsche diesen netten, fröhlichen, fleissigen Menschen eine schöne Zukunft mit Partizipation und Menschenrechten.
Aber solche Einschätzungen nach so kurzer Zeit und so punktuellen Eindrücken abzugeben, ist natürlich vermessen.
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