In meinem Hotel in Guilin sprechen sie an der Reception nur Chinesisch. Es gelingt mir aber, eine Fahrt auf dem Li-Fluss zu buchen. Ein paar Minuten später sitze ich schon in einem Minibus, der Touristen in Hotels einsammelt und zu einem grösseren Tourbus fährt. Mit diesem fahren wir zur Ablegestelle der Boote, die den Li hinunter bis Yangshuo schippern. Es sind Dutzende von grossen Ausflugsschiffen, die diese Strecke jeden Tag zurücklegen und am Abend dann ohne Passagiere gegen den Strom wieder nach Guilin zurückkehren.
Ich habe immer wieder Fotos und Tuschzeichnungen dieser Karstlandschaft am Fluss mit ihren unzähligen (d.h. etwa 70’000) Spitzen gesehen und wollte diese Gegend schon lange einmal sehen.
Die Flussfahrt ist wirklich beeindruckend, ich verbringe fast die ganzen vier Stunden auf dem Oberdeck. Nur zwischenhinein werden wir zum Mittagsbuffet gerufen. Die sechs Langnasen sind dabei gegen die etwa 100 chinesischen Touristinnen und Touristen völlig chancenlos und finden sich am Schluss der anstehenden Schlange wieder. Roth schreibt in seinem „Leitfaden China“, dass sich Chinesinnen und Chinesen gegenüber Fremdgruppen durch ein stark darwinistisches Verhalten auszeichneten…
Die Pension Riverside Retreat in Yangshuo liegt auf der anderen Seite des Flusses im Grünen. D.h. etwa 5 km von Yangshao entfernt, einer lauten, lärmigen, quirligen und mit Touristen und Angeboten für sie vollgepferchten Stadt. Ich bin froh, ausserhalb zu sein, finde aber meinen Radius doch etwas klein. Der nette Angestellte empfiehlt, jeweils ein Taxi kommen zu lassen und ich frage, ob es denn keine Fahrräder zu mieten gäbe. Oh doch, natürlich, aber er habe sich nicht getraut, das einem so alten Mann vorzuschlagen. Er organisiert mir ein Mountainbike und ich fahre ein, zwei Stunden eine sehr schöne Strecke dem Fluss entlang. Und danach durch den Stossverkehr in die Pension zurück, mich völlig darwinistisch durch das Gewimmel schlängelnd.